Online-Scheidung

Online-Scheidung - Risiken und Nebenwirkungen

I. Unseriöses ´Scheidungs-Fishing´ als „Online-Scheidung“ verbreitet.

1. Zunächst einmal kann eine Scheidung nicht ´online´, sondern nur durch das zuständige Familiengericht erfolgen. Das wird auch zukünftig so bleiben. (Auch eine Scheidung „beim Notar“ wird es auch künftig aus guten Gründen nicht geben. )

2. Entgegen zuweilen anzutreffender Behauptungen im Internet ist es nicht möglich, Scheidungskosten durch eine so genannte
´Online-Scheidung´ zu reduzieren. Jedenfalls nach derzeitiger Rechtslage ergeben sich die Anwaltsgebühren für die Durchführung einer Scheidung feststehend aus dem Gesetz (Rechtsanwaltsgebührenordnung). Der Höhe nach hängen sie von dem sog. Gegenstandswert ab, der jedoch nicht vom Anwalt, sondern vom Richter am Ende des Verfahrens festgesetzt wird. Der Gegenstandswert hängt ab von den Einkommens- und Vermögensverhältnissen der Eheleute und davon, ob und wieviele Kinder vorhanden sind. Ob die Scheidung ´online´ erfolgte oder nicht, spielt keine Rolle.

3. Vermeidung von Scheidungskosten kann daher nur aufgrund staatlicher Verfahrenskostenhilfe erfolgen – wiederum unabhängig davon, ob es sich um eine ´Online-Scheidung´ handelt. Hier der Internet-Link auf das amtliche Formular :

www.justiz.nrw.de/BS/formulare/prozesskostenhilfe/erkl_zp1a.pdf
(Kopieren und Ihre Browser-Leiste einfügen).

Bislang werden ca. 60 % aller Scheidungen mittels staatlicher Verfahrenskostenhilfe („VKH“) finanziert (!).

II. Vor- und Nachteile der sog. ´Online-Scheidung´:

Vorbemerkung: Häufig werden ´Einvernehmliche Scheidung´ und ´Online-Scheidung` verwechselt.
Die sog. ´einvernehmliche Scheidung´ hat aber zunächst einmal nichts mit einer ´Online-Scheidung´ zu tun, da eine ´einvernehmliche Scheidung´ selbstverständlich auch ohne Internet und Email möglich ist. Bitte unterscheiden Sie:

1. Sog. ´einvernehmliche Scheidung´:
– Beide Partner wollen die Scheidung
– Nichts ist streitig ist bzw.: alles konnte außergerichtlich geklärt werden.
Streitige Anträge (z. B. zum Umgangsrecht, zum Unterhaltsrecht etc.) müssen daher nicht gestellt werden.

Für eine sog. einvernehmliche Scheidung ist nur ein Rechtsanwalt (statt zweier Rechtsanwälte) erforderlich: Einer der Parteien sucht einen Anwalt /eine Anwältin auf. Die andere Partei kommt im Scheidungsverfahren ohne Anwalt aus: sie stimmt einfach der Scheidung zu.

2. Sog. Online-Scheidung:
Man sucht ´seinen Rechtsanwalt´ nicht persönlich auf, sondern übermittelt diesem per Email (nach Ablauf der erforderlichen Trennungszeit) die für einen Scheidungsantrag erforderlichen Daten.
Häufig auf vorbereiteten Vordrucken /Formularen auf der Webpage des Anwalts.
Zum Scheidungstermin muß man natürlich gleichwohl erscheinen. Lediglich die Beziehung zum Rechtsanwalt wird ´online´ (richtiger: mittels EDV) gestaltet.

Eine Kostenersparnis aufgrund ´Online-Scheidung´ ergibt sich im Verhältnis zur ´einvernehmlichen Scheidung´ nicht.
Die gesetzlichen Gebühren sind in beiden Fällen die gleichen.
Diese hängen nicht davon ab, ob der Klient seinen Anwalt persönlich aufsucht oder der Kontakt ausschließlich über EDV abgewickelt wird.
(Von den gesetzlichen Gebühren darf ein Rechtsanwalt auch nicht abweichen, da bei einer Scheidung der außergerichtliche Bereich überschritten ist.)

Vorteile der Online-Scheidung:
– Der persönliche Gang zum Rechtsanwalt fällt weg.
– Stattdessen füllt man Formulare aus und übermittelt diese per Email

Nachteile der Online-Scheidung:
a) Man zahlt das Gleiche, aber ohne Möglichkeit, sich ein persönliches Bild von ´seinem Rechtsanwalt´ machen zu können. Letzteres könnte aber wichtig sein: Aus einer anfänglich ´einvernehmlichen Scheidung´ kann unversehens eine Scheidung werden, in der doch noch streitige Anträge (z. B. zum Umgangsrecht, zum Unterhaltsrecht etc.) gestellt werden müssen. Jetzt kommt es natürlich darauf an, den ´geeigneten Fachmann´ zu haben. Will man jetzt noch den Anwalt wechseln, führt dies zu erheblichen Mehrkosten, im Extremfall zur Verdoppelung der Scheidungskosten.

b) Wer berät im Falle einer Ónlinescheidung´ z.B. dazu, ob der Zeitpunkt für einen Scheidungsantrag ´taktisch´ richtig gewählt ist, um Rechtsnachteile zu vermeiden etc. ? Es darf bezweifelt werden, ob bei der häufig im Internet anzutreffenden, geradezu ´marktschreierischen´ Werbung für die angebliche kostengünstigere ´Online-Scheidung´ eine Beratung überhaupt noch stattfindet – zumal damit geworben wird, den Anwalt gar nicht erst aufsuchen zu müssen.

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